Selbstfürsorge – warum sie keine Luxusoption, sondern eine Notwendigkeit ist

In einer Welt, die immer schneller wird, in der Anforderungen und Erwartungen stetig steigen und Ruhepausen selten geworden sind, rückt ein Thema stärker denn je in den Fokus: Selbstfürsorge. Doch vielen Menschen fällt es schwer, gut für sich selbst zu sorgen – aus Zeitmangel, aus Schuldgefühlen oder weil sie schlicht verlernt haben, auf ihre eigenen Bedürfnisse zu hören. Dabei ist Selbstfürsorge kein egoistisches Verhalten, sondern eine grundlegende Voraussetzung für psychische Stabilität, Gesundheit und ein erfülltes Leben.

Was bedeutet Selbstfürsorge?

Selbstfürsorge bedeutet, sich bewusst und regelmäßig um die eigenen emotionalen, körperlichen und mentalen Bedürfnisse zu kümmern. Es geht darum, im Gleichgewicht zu bleiben und nicht darum, ständig „glücklich“ oder „positiv“ zu sein. Echte Selbstfürsorge ist ehrlich, achtsam und langfristig orientiert.

Selbstfürsorge heißt beispielsweise:

  • Pausen machen, bevor Sie erschöpft sind
  • Grenzen setzen, auch wenn es unbequem ist
  • Ihre Gefühle ernst nehmen
  • Auf Ihren Körper achten
  • Sich selbst mit Mitgefühl begegnen

Selbstfürsorge ist ein Lernprozess, der aktives Üben und regelmäßige Wiederholung im Alltag erfordert. Sie beginnt damit, die eigenen Bedürfnisse bewusst wahrzunehmen und sich selbst liebevoll zu stoppen, wenn man dabei ist, diese zu übergehen. Ebenso wichtig: sich innerlich erst einmal die Erlaubnis geben, gut für sich selbst zu sorgen. Gerade dieser Punkt fällen vielen Menschen schwer. Doch wieso ist das so?

Warum fällt Selbstfürsorge so schwer?

In unserer heutigen schnelllebigen Gesellschaft wird einiges abverlangt. Viele Menschen haben gelernt:

  • zuerst für andere da zu sein, und sich selbst zu vergessen,
  • stark zu sein und „funktionieren“ zu müssen,
  • die Bedürfnisse anderer über die eigenen zu stellen.

Häufig kommen innere Kritiker hinzu:
„Ich sollte mehr schaffen.“
„Ich darf nicht schwach sein.“
„Das ist doch egoistisch.“

Doch diese Glaubenssätze führen langfristig zu Erschöpfung, Stress, Gereiztheit und emotionaler Distanz. Nicht nur zu sich selbst, sondern auch zu anderen.

Die psychologische Bedeutung von Selbstfürsorge

Es ist allgemein bekannt, dass Selbstfürsorge eine entscheidende Rolle für die Erhaltung der psychischen Gesundheit spielt. Zahlreiche psychologische Studien bestätigen dies: Selbstfürsorge wirkt als Schutzfaktor, der das psychische Wohlbefinden stärkt und dabei hilft, Belastungen besser zu bewältigen.
Sie unterstützt unter anderem1:

  1. Resilienz
    Selbstfürsorge wirkt als Ressource der Resilienz, reduziert Stress und unterstützt Menschen dabei, Herausforderungen stabiler zu begegnen. Sie fördert emotionales Gleichgewicht und stärkt die Fähigkeit, sich von Belastungen zu erholen und langfristig zu wachsen.
  2. Emotionale Ausgeglichenheit
    Durch Selbstfürsorge entsteht ein bewussterer Umgang mit Gefühlen, statt sie zu unterdrücken oder zu übergehen. So hilft Selbstfürsorge auch in emotional belastenden Situationen ausgeglichen bleiben.
  3. Beziehungen
    Selbstmitgefühl stärkt auch zwischenmenschliche Beziehungen, da Menschen, die freundlich mit sich selbst umgehen, klarer kommunizieren und gesunde Grenzen setzen. Dadurch werden Beziehungen stabiler und Konflikte seltener eskaliert.

5 alltagstaugliche Tipps für mehr Selbstfürsorge

Selbstfürsorge hat nachweislich zahlreiche psychologische Vorteile. Doch was können Sie konkret tun, um gut für sich selbst zu sorgen? Und wie lässt sich Selbstfürsorge sinnvoll in den Alltag integrieren? Hier finden Sie ein paar alltagstaugliche Tipps:

  1. Kleine Pausen einbauen
    Schon zwei Minuten bewusstes Atmen, Strecken oder Innehalten können das Nervensystem beruhigen. Selbstfürsorge beginnt klein.
  2. Grenzen setzen
    „Nein“ zu sagen ist keine Ablehnung anderer, sondern ein „Ja“ zu sich selbst. Reflektieren Sie: Welche Verpflichtungen tun Ihnen gut und welche kosten Ihnen Kraft?
  3. Den eigenen Körper wahrnehmen
    Ausreichend zu trinken, gut zu schlafen und sich regelmäßig zu bewegen sind grundlegende Elemente der Selbstfürsorge. Unser körperliches Wohlbefinden wirkt direkt auf unsere psychische Gesundheit.
  4. Selbstmitgefühl üben
    Behandeln Sie sich so, wie Sie einen guten Freund behandeln würden: mit Verständnis, Freundlichkeit und Geduld.
  5. Freude zulassen
    Hobbys, Natur, Musik, Kreativität: Erholung darf leicht sein. Was gibt Ihnen Energie? Planen Sie es bewusst ein.

Selbstfürsorge ist individuell und lernbar

Es gibt keinen „richtigen“ Weg zur Selbstfürsorge. Jeder Mensch findet seinen eigenen Zugang. Entscheidend ist, anzufangen, Neues auszuprobieren und dabei achtsam zu bleiben. Selbstfürsorge ist kein einmal erreichbarer Zustand, sondern ein fortlaufender Prozess, der uns immer wieder einlädt, bewusst mit uns selbst in Kontakt zu treten.

Selbstfürsorge stärkt die psychische Gesundheit, fördert innere Stabilität und ermöglicht ein erfülltes und authentisches Leben. Sich selbst wichtig zu nehmen heißt nicht, andere zu vernachlässigen. Es bedeutet, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten und daraus neue Kraft zu schöpfen. Wenn es Ihnen schwerfällt, gut für sich selbst zu sorgen, zögern Sie nicht, Kontakt zu uns aufzunehmen. Wir bei CHAPTERTWO unterstützen Sie gerne dabei, Ihren persönlichen Weg zu mehr Selbstfürsorge zu finden.

  1. Austin, J., Drossaert, C.H.C., Bohlmeijer, E.T. (2023). Self-Compassion as a Resource of Resilience. In: Finlay-Jones, A., Bluth, K., Neff, K. (eds) Handbook of Self-Compassion. Mindfulness in Behavioral Health. Springer, Cham. https://doi.org/10.1007/978-3-031-22348-8_10 ↩︎

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