Selbstwert stärken – Warum junge Frauen mehr verdienen als Selbstzweifel

Selbstzweifel sind keine Schwäche. Sie sind oft ein Spiegel der Gesellschaft, in der wir aufgewachsen sind, besonders für Frauen. In unserer Arbeit als Psychologinnen begegnen wir immer wieder jungen Frauen, die sich kompetent, sensibel und reflektiert zeigen und gleichzeitig mit inneren Kritikerinnen kämpfen, die sie klein halten.

Doch was wäre, wenn Sie diesen Stimmen etwas entgegensetzen könnten? Was wäre, wenn Selbstwert nicht länger davon abhängt, wie Sie aussehen, wie angepasst Sie sind oder wie viel Sie leisten, sondern davon, wie gut Sie sich selbst kennen und für sich einstehen?

Was Selbstwert bedeutet

Selbstwert ist kein Hochgefühl, das immer da ist. Es ist vielmehr eine innere Haltung, also eine grundlegende Einstellung gegenüber der eigenen Person. Menschen mit einem hohen Selbstwert haben ein positives Verhältnis zu sich selbst und ein Grundvertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Im Gegensatz dazu tendieren Menschen mit einem negativen Selbstwert zu Selbstkritik. Sie schreiben sich Fehler und Misserfolge häufiger selber zu und sehen sich dadurch als wertlos 1. Studien zeigen deutlich, dass Männer schon im Jugend- und jungen Erwachsenenalter einen höheren Selbstwert aufweisen als Frauen 2.

Gerade weil Selbstwert so grundlegend für unser Wohlbefinden ist, ist es wichtig, ihn bewusst zu stärken – durch Worte, Gedanken und Handlungen, die uns erlauben, uns selbst anzuerkennen. Affirmationen wie diese können kleine, aber wirksame Schritte sein:

  • Ich darf „nein“ sagen, ohne mich zu rechtfertigen.
  • Ich darf Fehler machen, ohne mich abzuwerten.
  • Ich darf Raum einnehmen, ohne mich kleiner zu machen.

Es geht nicht darum, perfekt zu sein – sondern darum, sich selbst mit Klarheit, Mitgefühl und Würde zu begegnen.

Was jungen Frauen im Weg steht

Viele Frauen wachsen mit widersprüchlichen Botschaften auf. Schon früh wird Leistung anerkannt – aber nur, wenn sie leise erbracht wird. Fleiß wird gelobt, Selbstbehauptung hingegen oft als „übertrieben“ oder „zu viel“ abgetan. Während Erwartungen klar formuliert sind, bleibt echte Ermutigung oft aus.

Echte Ermutigung bedeutet nicht, Lob zu bekommen, wenn man Erwartungen erfüllt. Sie bedeutet, gesehen zu werden, unabhängig von Leistung. Sie bedeutet, gesagt zu bekommen: Du bist genug. Du darfst scheitern. Du darfst laut sein. Du darfst für dich einstehen. Genau diese Botschaften fehlen vielen jungen Frauen – im Elternhaus, in der Schule, in der Gesellschaft.

Stattdessen hinterlässt das Streben nach Anerkennung eine stille Unsicherheit. Zweifel nisten sich ein. Das Gefühl „nicht gut genug“ zu sein wird zum ständigen Begleiter, nicht dramatisch, aber stetig, wie ein unterschwelliger Ton, der alles überlagert.

Das hat Auswirkungen auf Entscheidungen, auf Beziehungen, auf den Mut, eigene Wege zu gehen. Und deshalb braucht es nicht nur Selbstreflexion, sondern auch neue Räume, in denen junge Frauen Ermutigung erfahren, ohne sich zuerst beweisen zu müssen.
Typische Hindernisse auf dem Weg zu einem stabilen Selbstwert:

  • Perfektionismus und Angst vor Fehlern
  • Der Vergleich mit anderen – besonders in den sozialen Medien
  • Unsichtbare Rollenerwartungen
  • Das Gefühl, der eigenen Wahrnehmung nicht vertrauen zu dürfen.

All das nagt – manchmal laut, manchmal leise – am inneren Wertgefühl. Und genau deshalb braucht Selbstwert Arbeit. Und Raum.

Was Frauen tun können, um ihren Selbstwert zu stärken

Selbstwert entsteht nicht über Nacht – er wächst mit jedem Moment, in dem wir uns selbst ernst nehmen. Wenn Sie das Gefühl haben, sich selbst oft zu hinterfragen oder sich kleinzumachen, können Ihnen diese Impulse helfen:

  • Lernen Sie, Ihre innere Stimme zu erkennen: Achten Sie darauf, wie Sie mit sich selbst sprechen. Würden Sie so mit einer Freundin reden? Üben Sie einen wohlwollenden, unterstützenden Ton, besonders in schwierigen Momenten.
  • Feiern Sie kleine Erfolge bewusst: Was Sie leisten, zählt, auch wenn es nicht „perfekt“ ist. Schreiben Sie jeden Abend drei Dinge auf, die Sie gut gemacht haben. Es geht nicht um Leistung, sondern um Wahrnehmung.
  • Setzen Sie gesunde Grenzen: Nein zu sagen ist kein Egoismus sondern Selbstschutz. Üben Sie, Ihre Bedürfnisse zu benennen und Ihre Grenzen zu respektieren, auch wenn es ungewohnt ist.
  • Umgeben Sie sich mit Menschen, die Sie stärken: Achten Sie darauf, wer Sie inspiriert, unterstützt und auf Augenhöhe begegnet. Ein wertschätzendes Umfeld ist kein Luxus, sondern eine Grundlage für Selbstvertrauen.
  • Holen Sie sich Unterstützung: Sie müssen nicht alles allein tragen. Gespräche mit vertrauensvollen Menschen, Mentorinnen oder ein Coaching können helfen, neue Perspektiven zu gewinnen und alte Denkmuster zu hinterfragen.

Den eigenen Selbstwert stärken – ein Anfang in kleinen Schritten

Selbstwert entsteht nicht über Nacht, aber jede kleine Entscheidung für sich selbst ist ein Schritt in die richtige Richtung. Das kann bedeuten, eigene Grenzen klarer zu kommunizieren, sich regelmäßig Zeit für sich selbst zu nehmen oder die eigene innere Stimme bewusst ernster zu nehmen. Auch der Austausch mit anderen Frauen, das Lesen inspirierender Bücher oder das Schreiben eines Selbstwert-Tagebuchs können helfen, den Blick für die eigenen Stärken zu schärfen.

Und wenn Sie das Gefühl haben, Unterstützung auf diesem Weg zu brauchen: In einem Coaching schauen wir gemeinsam auf das, was Sie stärkt und finden individuelle Wege, wie Sie sich mit mehr Klarheit, Selbstvertrauen und Leichtigkeit durch den Alltag bewegen können.

  1. Dorsch Lexikon, https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/selbstwert ↩︎
  2. Klingt et al. (1999), nach Wimmer-Puchinger, B. (2016). Weiblicher Selbstwert auf dem gesellschaftlichen Prüfstand. In Irrsinnig weiblich-Psychische Krisen im Frauenleben: Hilfestellung für die Praxis (pp. 3-18). Springer ↩︎

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